Ich verfolge im Internet zahlreiche Blogs, Foren und Gruppen zum Thema Geld. Kürzlich fand ich in einer Gruppe einen Beitrag, bei dem man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Selbstverständlich habe ich den Namen unkenntlich gemacht – „social shaming“ ist nicht meine Absicht.
Hier der Beitrag:
Was soll man dazu sagen? Ich muss dazu erläutern, dass es sich bei der Gruppe um eine Art Interessengemeinschaft zum Thema Börse und Geldanlage handelt. Die Mitglieder – vielleicht auch angestachelt durch den Gruppen-„Kopf“ – investieren meist direkt in Aktien oder Indizes. Dabei wird im Großen und Ganzen die Meinung vertreten, dass man schlauer ist, als jeder Vermögensverwalter oder Fondsmanager.
Grundsätzlich ist ja gar nichts Schlimmes daran, wenn man sich in seiner Freizeit damit beschäftigt, wie man Geld anlegen und arbeiten lassen kann. Es zeigt sich aber an so einem Beispiel, dass es auch in die falsche Richtung gehen kann.
Mal im Ernst, lieber Leser – was würden Sie jemandem raten, der 200 EUR, ja genau, 200 EUR(!) in Aktien investieren möchte? Ganz spontan entsteht doch sicher bei vielen das Gefühl „Lass es lieber sein.“ – zu Recht!
Was zum Henker erhofft man sich denn mit 200 EUR im Aktienmarkt zu erreichen?
Da steckt man das Geld lieber in einen Fonds oder auf ein Tagesgeldkonto. Die Größe der geplanten Investition macht meiner Meinung nach schon deutlich, dass es sich im Ganzen nicht um viel Vermögen drehen kann. Gerade dann sollte man sich lieber überlegen, ob man nicht erst einmal ein bisschen weiter spart, vielleicht sogar etwas dazuverdient und das Kapital aufbringt, um in Aktien zu investieren. Dazu sei gesagt: „Wenn überhaupt!“
Ich wiederhole ständig, dass Direktanlagen in Aktien wesentlich riskanter sind und für den großen Teil der Laien überhaupt nicht für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet. Was nützt es nun jemandem, der eine Mini-Aktie findet und am Stammtisch behaupten kann „Ich habe 2000 Aktien von XY.“? Das hat mit geplantem Vermögensaufbau nichts zu tun – das ist maximal Zocken. Allein die Frage „wo bekomme ich am meisten Aktien“ zeigt doch, dass es nicht um qualitative Anlagen oder solide Unternehmen geht, sondern lediglich um die Menge.
Meine Meinung – und ich beschäftige mich viel mit dem Thema Investment – ist nach wie vor: lieber einen Profi das Geld managen lassen. Der hat dann auch den ganzen Tag Zeit, sich Strategien zu überlegen, wie investiert und umgeschichtet wird. „Normale“ Menschen müssen schließlich noch arbeiten. Wenn aber ein Mandant mich fragt, ob er 200 EUR in einen Fonds investieren soll, wird in 99% der Fälle meine Antwort sein „Ich denke, das ist ein bisschen wenig. Packen Sie es lieber auf ein Sparkonto und benutzen es als liquide Reserve.“
Ausgenommen natürlich der Fall, es besteht schon ein weit gefächertes Depot UND eine liquide Reserve. Allerdings wäre selbst dann meine Frage, was man mit einem solchen Betrag erwartet, zu erreichen.
Ansonsten halte ich den Gedanken für Spinnerei und man sollte sich mal überlegen, wie man wirklich geplant Vermögen aufbaut. 200 EUR monatlich wären da schon ein besserer Ansatz.
Ich möchte mit diesem Beitrag niemandem auf den Schlips treten, aber ein bisschen Realismus täte manchen ganz gut.